Six Sigma

Six Sigma: Wie funktioniert das strukturierte Qualitätsmanagement?

Eine geringere Fehlerquote bedeutet mehr Gewinn. Das lässt sich vor allem durch Qualitätsmanagement erreichen

Warum Six Sigma?

Den meisten ist der Begriff Sigma vertraut – er beschreibt die Standardabweichung einer Gaußschen Normalverteilung. In der betriebswirtschaftlichen Praxis wird sie unter anderem für Berechnungen im Qualitätsmanagement verwendet. So lässt sich auch die Entstehung des Begriffes Six Sigma erklären. Hier sprechen Experten vom sogenannten Sigma-Niveau, das die Fehlerquote innerhalb eines Prozesses beschreibt. Das sechste Nivea stimmt dabei mit einem Null-Fehler-Prozess überein. Experten schätzen, dass in den meisten Unternehmen ein Niveau von 3 oder 4 Sigma herrscht.

Six Sigma, der Null-Fehler-Prozess

Six Sigma (6σ) fasst also das Ziel in Worte, Fehler möglichst auf 0 zu reduzieren, dadurch einen höheren Gewinn zu generieren und gleichzeitig die Kunden in einem größeren Maße zufriedenzustellen. Dabei handelt es sich jedoch um ein abstraktes Ziel, das in der Regel nicht erreicht wird, beziehungsweise auch nicht erreicht werden soll. Denn jedes Sigma-Niveau ist rechnerisch deutlich schwerer als das vorhergegangene zu erreichen. Bei den meisten Geschäfts- und Produktionsprozessen steigt ab einer gewissen Fehlerquote der Aufwand überproportional stark an, um die verbliebenen Abweichungen zu verhindern. Das wäre nicht mehr rentabel und widerspräche demnach dem Prinzip eines maximierten Gewinns. Bei Six Sigma geht es also faktisch darum, sich dieser Schnittstelle so weit wie möglich anzunähern. Es gilt, Prozesse jeweils mit einem wirtschaftlich vertretbaren Aufwand zu optimieren.

DMAIC, die Arbeitsphasen von Six Sigma

Als Geburtsstätte der Six-Sigma-Methode gilt das Unternehmen Motorola, wo das Konzept Ende der 1980er Jahre entstand. Richtig bekannt wurde es aber erst einige Jahre später durch den Manager Jack Welch, der es bei General Electric einführte und dem Unternehmen damit zu großem Erfolg verhalf. Die Methode Six Sigma zeichnet sich durch ein klar strukturiertes Vorgehen aus, das DMAIC genannt wird. Das Kunstwort ist eine Abkürzung für die 5 Phasen, die bei Six Sigma durchlaufen werden:

Define (definieren) – Der Six-Sigma-Prozess wird über die Definition des Problems eingeleitet. Der Projektleiter legt mit Unterstützung seiner Teammitglieder fest, auf welchen Arbeitsbereich die angewendet werden sollen und welches Projektziel sie verfolgen. Mögliche Ursachen, die es später näher zu untersuchen gilt, können bereits aufgeführt werden. Außerdem erfolgt eine Zeitplanung für den Six-Sigma-Prozess und das Team klärt, welche Ressourcen zur Verfügung stehen.

Measure (messen) – Das ist die Phase des Datensammelns. Verschiedene Tools stehen zur Verfügung, um alle notwendigen Informationen zusammenzutragen und die Größen zu messen, die für den weiteren Prozess benötigt werde

Analyze (analysieren) – Im nächsten Schritt gilt es, die gesammelten Daten auszuwerten und dabei Ursachen für Fehler beziehungsweise schlechte Ausgangswerte zu identifizieren. Werkzeuge, die dafür verwendet werden, sind zum Beispiel das Pareto-Diagramm oder eine Materialflussanalys

Improve (verbessern) – Durch die Analyze-Phase im Six-Sigma-Prozess sind die größten Fehlerquellen nun identifiziert und die Beteiligten können Maßnahmen auswählen, um diese zu beseitigen oder zumindest zu verringern. Wichtig ist dabei, dass die eingesetzten Werkzeuge ihrerseits effizient sein müsse

Control (steuern) – Greifen die eingeführten Veränderungen? Wird das erwünschte Ergebnis erreicht? Und wie sieht es mit zeitlichem Abstand aus: Halten sich alle Mitarbeiter an die angepassten Prozesse, beziehungsweise stimmen diese weiterhin mit den äußeren Umständen überein? Die letzte Phase bezieht sich also nicht allein auf eine Ergebniskontrolle, sondern vielmehr auf eine regelmäßige und andauernde Überwachung. Dabei gilt wieder, dass die Six-Sigma-Verantwortlichen Aufwand und Nutzen der eingesetzten Werkzeuge im Blick behalten müssen Ansprüche an die Qualität des Produktes oder der Dienstleistung exakt zu definieren.

Sonderform DMADV

Eine Sonderform der Methode wird unter der Abkürzung DMADV geführt. Dabei handelt es sich um eine spezielle Six-Sigma-Form, die eingesetzt wird, wenn es darum geht, neue Produkte inklusive ihrer Prozesse einzuführen, die von vornherein den Six-Sigma-Zielen entsprechen sollen. Die ersten Schritte bleiben wie oben beschrieben Define, Measure und Analyze. Die letzten beiden Buchstaben stehen jedoch für Design und Verify (überprüfen). Mit Design ist eine Gestaltung der Produkte entsprechend der Kundenbedürfnisse gemeint. Schließlich wird überprüft (Verify), ob die Neuentwicklung den Bedürfnissen tatsächlich entspricht

Was für Tools werden Six Sigma zugerechnet?

Die Stärke von Six Sigma besteht zum einen in der stringenten Vorgehensweise, zum anderen gibt es für jede Phase verschiedene Werkzeuge, sodass ein breites Spektrum an Analyse- und Handlungsoptionen zur Verfügung steht. Diese Tools sind insgesamt 7 Arbeitsbereichen zugeordnet, in denen jeweils 7 Werkzeuge aufgeführt sind, also insgesamt 49. In den einzelnen Phasen sind die Arbeitsbereiche mit unterschiedlichen Schwerpunkten vertreten. Prinzipiell sind sie aber nicht auf eine einzige Phase beschränkt. Welche Tools wann genau eingesetzt werden, muss der Projektleiter entscheiden, eine festgelegte Vorgehensweise gibt es nicht. Eine angemessene und effiziente Anwendung der Tools ist daher nur nach dem Besuch umfangreicher Workshops möglich. Die 7 Arbeitsbereiche sind:

Kundenwerkzeuge – Sie dienen dazu, die Bedürfnisse der Kunden und deren Ansprüche an die Qualität des Produktes oder der Dienstleis

Projektwerkzeuge – Eine Vorgehensweise nach den Prinzipien von Six Sigma ist faktisch ein Projekt, für dessen Durchführung verschiedene Werkzeuge des Projektmanagement hilfreich sind.

Schlankheitswerkzeuge – Die Werkzeuge in diesem Bereich sind zum Teil dem Lean Manufacturing entlehnt. Sie sollen dazu dienen, Prozesse effizienter zu gestalten und die Verschwendung von Ressourcen zu verhindern.

Managementwerkzeuge – Diese Tools sind dafür gedacht, Informationen zu sammeln, zu bewerten und daraus Lösungsansätze zu entwickeln.

Designwerkzeuge – Mit ihrer Hilfe lassen sich konkrete Fehler in Prozessen identifizieren und durch eine Umgestaltung der Vorgänge schließlich beseitigen.

Grafikwerkzeuge – Visualisierungen sind wichtig, damit alle Beteiligten die Analysen verstehen und Zusammenhänge auf einen Blick nachvollziehen können. Das gilt vor allem für die Fehleranalyse und Prozessgestaltung. Außerdem helfen sie dabei, Ergebnisse der Six-Sigma-Prozesse allen relevanten Mitarbeiter im Unternehmen zu vermitteln.

Statistikwerkzeuge zur Prozesssteuerung (SPC) – Sie sind das Herzstück von Six Sigma, da sie durch statistische Messungen Fehlerquellen in Prozessen offenlegen. Dabei werden alle potenziellen Einflussfaktoren  einbezogen.